07.01.2012
Das Pferd oder der Hengst in Kupfer
April 2009
Vor einigen Monaten fuhr ich, wie immer wenn ich meinen Enkel Marcel im Emmental übers Wochenende abhole, über Burgdorf bei einer Holzbildhauerwerkstätte vorbei, wo plötzlich einmal ein sehr schönes in Holz geschnitztes Pferd an der Strasse stand.
Wie das bei Kunstschaffenden halt manchmal so ist, bestaunt man zwischendurch auch andere Kunst.
Mir ging es damals auch so. Ich konnte einfach nicht widerstehen, dieses Ding sofort aus der Nähe anzuschauen.
Die Proportionen, die Grösse und schon fängt es in den Adern des Kunstspenglers an zu kochen. Ich muss das Pferd haben um es in Kupfer nachbauen zu können. Leider ist an diesem Tag niemand zu hause und ich schreibe mir die Telefonnummer, die am Atelier steht, auf. Nach einigen Tagen habe ich eine Frau am Telefon " Annemarie Rutschi, Holzbildhauerin aus Burgdorf " und vereinbare mit ihr einen Termin.
Leider ging das Pferd inzwischen etwas kaputt, den das Holz hatte sich geradewegs durch den Brustkorb des Pferdes gespalten.
Nach einer kurzen Information über mein Vorhaben, war Annemarie Rutschi bereit mir das Pferd, wenn es wieder instand gestellt ist, gegen einen angemessenen Unkostenbeitrag zu überlassen.
Es vergehen wieder einige Wochen und ich sitze am Abend am PC und schaue zufällig auf die Karte von Annemarie und fasse den Entschluss am andern Morgen anzurufen.
Wie der Zufall im Leben so spielt, kam mir Annemarie am andern Tag zuvor und meinte " Das Pferd ist wieder repariert und könnte wenn ich noch möchte auch transportiert werden.
Wieder per Zufall war gerade ein deutscher Kollege, der schon einige Kunsttreibekurse bei mir besuchte, in meiner Werkstatt und wir fassten den Entschluss, gleich loszufahren und das Pferd nach Wölflinswil zu holen, wo es jetzt sicher einige Monate stehen wird, bis auch mein Werk vollendet sein wird.
Das Pferd steht nun in der Werkstatt wo es in Kupfer nachgebaut wird.
Ich fange an jeden Kupferblechresten den ich vom Bau habe in einer grossen Kartonschachtel zu sammeln.
Da ich sehr viele Baustellen habe wo Kupfer verarbeitet wird, komme ich auch sehr schnell zu einem rechten Abfallhaufen. Nun kann die richtige Arbeit, die Freude macht beginnen.
Ich lege die Kupferresten aus alten Verkleidungen, Rinnenstutzenausbau, Rinnenwinkelauschnitte usw. auf meinen Richttisch, sortiere die grösseren und kleineren Stücke, die erst einmal ausgeglüht, gerichtet und vorgehämmert werden müssen.
Die eine Hälfte des Sockels und das rechte Bein sind die ersten Teile die ich anfertigen werde.
Jedes Blech wird erst einmal an dem Pferdekörper mit einem Gummihammer angepasst und zugleich am nächsten Teil angezeichnet. Die Teile müssen sehr genau sein, weil sich die Form des Pferdes ab einem bestimmten Umfang nicht mehr anders anpassen lässt.
Der untere Teil ist nach langem immer, wiederholenden Anpassen, Fixieren und Hartlöten endlich auf dem Richttisch.
Nun gehts weiter über den Rücken bis zum Bauch und Mähnenansatz. Immer wieder der selbe Vorgang, die Bleche angepasst, angezeichnet, weggenommen, geschweisst, wieder montiert, das nächste angepasst, angezeichnet usw. bis die mittlere Körperhälfte auch in Einzelteilen wieder zusammengebaut werden kann.
Ein Bein wird angepasst und fertiggestellt
Das Anpassen am unteren Körperteil ist nicht so einfach, da mindestens 3- 4 Hände fehlen und die Teile immer wieder verschieben können. Endlich gelingt es mir eine Hafte zu geben und so wird cm für cm geheftet bis alle Teile zusammenpassen.
Der dritte Abschnitt beim Pferdebau beginnt nun. Der Hals mit dem Kopf und der Mähne. Ein sehr schwieriger Abschnitt, da am Pferd nichts kaputt gehen darf und doch recht heftig gehämmert werden muss.
Die teile werden wieder am bestehenden Körper befestigt und auch die Mundpartie mit den Nüstern wird in Einzelteilen gebaut und anschliessend mit Silberlot verschweisst.
Der letzte Bauteil des Pferdes, die Mähne und das rechte Ohr, werden am Silvesterabend auch noch eingepasst.
Das Pferd steht nun zum verschleiffen bereit.
Am 1. Januar fange ich mit der Schleiffarbeit an, die nach 2 Tagen beendet ist.
Am 3. Januar morgens wird das Pferd abgesäuert, brüniert und gleich lackiert.
Gegen Abend stelle ich das Pferd auf unsere Terrasse wo es schon von vielen Leuten bewundert wurde.